Leerstand nutzen – Boden schützen!
Wien wächst, im Jahr 2023 wurde erstmals seit 1910 wieder die Marke von 2 Mio. Einwohner:innen überschritten. Angesichts des Zuzuges und der starken Teuerung stellt sich daher dringender denn je die Frage nach leistbarem Wohnraum.
Gleichzeitig sind Maßnahmen gegen die Bodenversiegelung im Kampf gegen die Klimakrise unerlässlich.
Ein gesunder und fruchtbarer Boden, einmal verbaut und versiegelt, kann nie wieder in gleicher Qualität hergestellt werden.

Österreich zählt zu den Ländern mit dem höchsten Bodenverbrauch in Europa. Umso wichtiger ist es, unversiegelte Flächen zu erhalten und mit dieser endlichen Ressource schonend umzugehen. Die Bundesregierung hat festgelegt, dass der Bodenverbrauch nicht mehr als 2,5 ha pro Tag betragen darf – derzeit liegt er noch bei ca. 12 ha pro Tag.
Um diese scheinbar gegensätzlichen Ziele zu vereinbaren, ist die Stadt Wien in der Verantwortung, eine behutsame Stadtentwicklung zu betreiben. Einfach auf der grünen Wiese zu bauen, ist daher der falsche Weg.

Es müssen alle Maßnahmen ausgeschöpft werden, um Boden zu schützen und gleichzeitig den Bedürfnissen einer wachsenden Stadt gerecht werden. Wir fordern daher, dass die folgenden Punkte umgesetzt werden, bevor über die Versiegelung von Ackerland als letzte Ausweg nachgedacht wird.
- Leerstandsabgabe:
In Wien stehen Schätzungen zufolge mindestens 30.000 Wohnungen länger als 6 Monate leer, 10.000 Wohnungen sogar länger als zweieinhalb Jahre. Mit einer Leerstandsabgabe müssen endlich die Spekulation mit Leerstand bekämpft und Wohnungen für die Bevölkerung verfügbar gemacht werden.
https://wien.gruene.at/news/wohnen/wiener-leerstandsabgabe/ - Einführung von Beschränkungen beim Verkauf landwirtschaftlicher Flächen:
Wien ist das einzige Bundesland ist, wo Bauträger in spekulativer Absicht landwirtschaftliche Flächen ohne Einschränkungen kaufen können. Umwidmungsgewinne bleiben bei den Privaten, die öffentliche Hand hat das Nachsehen. - Abschöpfung von Umwidmungsgewinnen („Mehrwertabgabe“):
Durch Umwidmung und die einhergehende Wertsteigerung von Grundstücken entstehen ohne Zutun der Eigentümer:innen Gewinne. Die öffentliche Hand hat hingegen Kosten durch die Aufschließung der Neubauflächen. Durch eine Mehrwertabgabe nach Schweizer Vorbild kann auch die Allgemeinheit von diesen Gewinnen profitieren.
https://www.momentum-institut.at/news/wie-grundbesitzerinnen-durch-umwidmung-leistungslose-gewinne-machen - Keine gewerbliche Nutzung von Airbnb und Co. in Wohngebieten:
Wohngebiete sind in erster Linie zum Wohnen da! Nicht selten werden aber ganze Wohnhäuser aufgekauft und dafür bestehende Mieter:innen aus ihren Wohnungen gedrängt, um die Häuser für eine gewerbliche Kurzzeitvermietung anzubieten. De facto werden die Mieter:innen auf die Straße gesetzt. Was für die Eigentümer:innen solcher Wohnhäuser ein lukratives Geschäft ist, ist für die Wohnraumversorgung fatal. Wohnungen werden so dem Wohnungsmarkt entzogen, was wiederum die Mietpreise in die Höhe treibt. - Bebauung bereits versiegelter Flächen:
Jeder kennt sie: Geschäfte in ergeschoßigen Gebäuden und davor ein riesiger Parkplatz. Das ist eine extreme Flächenverschwendung! Bevor unbebaute Flächen für Neubauten in Angriff genommen werden, sollten genau diese Geschäftsflächen + Parkplätze überbaut werden. Unter dem Strich wäre das eine Win-Win-Situation für alle: Der Kundenkreis der Geschäfte vergrößert sich um den Anteil der Menschen, die darüber wohnen, die Flächen in der Stadt werden effizienter genutzt und die Autos stehen nicht mehr in der prallen Sonne und heizen sich unangenehm auf. - Baulücken schließen:
Hier und da gibt es in der Stadt Baulücken, die lange nicht bebaut wurden oder als Zwischennutzung als Parkplatz genutzt werden. In der Regel sind auch diese Flächen bereits versiegelt, selbst wenn die erforderliche Baulandwidmung vorliegt. Viele Voraussetzungen, um diese Baulücken mit Gebäuden zu „füllen“, sind bereits geschaffen - Dachgeschossausbau:
Der Ausbau von Dachgeschossen wird bis dato eher als Kapitalanlage für Immobilienbesitzer:innen mit dicker Geldbörse gesehen. In Kombination mit einer Leerstandsabgabe kann hier jedoch neuer Wohnraum geschaffen werden. Nicht nur bei privaten Wohnbauten, sondern auch bei Gemeindebauten sollte überlegt werden, wo ein Dachgeschossausbau möglich ist und dieser auch umgesetzt werden. - Flächen recyceln:
Alte Industriegebiete, die schon lange verlassen sind und nicht mehr genutzt werden, bieten sich für die Schaffung von neuem Wohn- und Arbeitsraum an. Auch wenn hier schon gute Projekte umgesetzt wurden (Sonnwendviertel, Neues Landgut, Nordbahnhofviertel, Aspanggründe…), gilt es hier nicht nachzulassen und diesen Weg weiter zu gehen. Auch mit dem Bundesheer werden Gespräche notwendig sein, ob sie ihre Kasernenstandorte behalten oder aufgeben. Auch diese Flächen bieten sich für Entwicklungen an.