Bauboom am Geiselberg

Am Geiselberg entstehen zur Zeit gut 1000 neue Wohnungen und damit Wohnraum für ungefähr 2100 Menschen. Wir werfen einen Blick auf die Projekte und die Infrastruktur.

1000 neue Wohnungen am Geiselberg:
Die Projekte im Überblick

Ein bisher eher vernachlässigtes Grätzl Simmerings ist nun in den Fokus der Stadtentwicklung gerückt: Am Geiselberg entstehen zur Zeit gut 1000 neue Wohnungen und damit Wohnraum für ungefähr 2100 Menschen.

Das größte Projekt ist in der Geiselbergstraße 26-32 in Bau. Unter dem Namen „Wohngarten“ sollen bis Ende 2021 682 freifinanzierte Mietwohnungen und 287 Tiefgaragenplätze entstehen, zusätzlich Flächen für Einzelhandel. Auch der bestehende Kindergarten und die Apotheke werden Platz finden.

Auch wenn mit viel Grün geworben wird, fällt doch die hohe Bebauungsdichte auf. Der Innenhof ist zusätzlich mit einem Punktbau versehen. Erfreulich ist der Umstand, dass das 1905 erbaute historische Backsteingebäude der früheren Schokoladenfabrik Viktor Schmidt & Söhne durch eine Novelle der Wiener Bauordnung in letzter Sekunde gerettet wurde. War vom Investor ursprünglich ein Abriss vorgesehen, wird die Fassade nun doch in den neuen Wohnkomplex integriert.

Ein Stück weiter in der Geiselbergstraße 12 (ident Werkstättenweg 9) werden 132 freifinanzierte Mietwohnungen und 65 Garagenplätze auf dem ehemaligen Fabriksgelände der Bossard Schraubenfabrik gebaut. Das Bestandsgebäude wird für das Projekt „Geiselberg Wohnen“ saniert und Teil der Wohnhausanlage. Bei diesem sogenannten Bauherrenmodell wurde in einer Art Crowdfunding Geld am Kapitalmarkt von privaten Investoren eingesammelt. Zusätzlich gibt es ein gefördertes Landesdarlehen auf Grund der Sanierung.

Am Gräßlplatz (Gudrunstraße 1) sind zur Zeit 50 Wohnungen der Uni Credit Gustra Leasing GmbH in Bau. Auch am ehemaligen Wiener Neustädter Kanal, wo heute die S7 verkehrt, wird gebaut: Gleich neben dem Siemens Werksgelände entstehen durch die Bauhilfe in der Brehmstraße 6 127 geförderte Mietwohnungen, davon 43 SMART-Wohnungen, ein privater Kindergarten, sowie 78 Garagenplätze. Den vorläufigen Abschluss des Baubooms bildet ein Projekt in der Leberstraße 62, wo 57 freifinanzierte Mietwohnungen und 24 Tiefgaragenplätze geplant sind.

Versorgung mit Mobilität und Bildung notwendig

Bei dem zukünftigen Wachstum muss die Infrastruktur Schritt halten, um den Bewohner*innen eine gute Versorgung zu bieten. Bei den Öffis hat sich in der Geiselbergstraße seit der Einführung der Straßenbahnlinie 11 im Herbst 2019 die Stabilität des Fahrplans verbessert, allerdings sind die Intervalle gegenüber dem vorher verkehrenden 6er teilweise deutlich größer. Die Wiener Linien geben dazu auf Nachfrage an, dass die die Auslastung an Schultagen und Samstagen unter der Sitzplatzanzahl liege und selbst in der Hauptverkehrszeit nur 65% der Gesamtkapazität erreicht wird. Mit Intervallverdichtungen ist hier also in naher Zukunft nicht zu rechnen.

Aus unserer Sicht sehr wichtig ist die Verdichtung der S7: In einem ersten Schritt sollen die Verstärkerzüge morgens und nachmittags auch in der Haltestelle Geiselbergstraße einen Stopp einlegen, langfristig fordern wir einen 15-Minuten-Takt für die besser Anbindung. Ein entsprechender Resolutionsantrag wurde bereits in der Bezirksvertretung im September 2018 beschlossen.

Auch eine neue Haltestelle der S80 am Gräßlplatz, wie im S-Bahn-Konzept der Arbeiterkammer vorgeschlagen, kann zur besseren Erreichbarkeit beitragen.

Im Fußgeher- und Radverkehr ist für Verbesserungen noch Luft nach oben. Während die stark befahrene Geiselbergstraße einen Gefahrenpunkt darstellt, sollten Nebenstraßen (Brehmstraße, Werkstättenweg) effektiv verkehrsberuhigt werden. Ein Defizit gibt es auch beim vorhandenen Grünraum. Der Brehmpark kann mit seinem geringen Angebot die Lücke nicht füllen, die nächsten größeren Parks sind der Herderpark oder das Sonnwendviertel. Auch ist der Laaer Wald in Favoriten über den Steg beim Werkstättenweg zwar nicht weit, aber leider weiterhin nicht barrierefrei erreichbar.

Wesentlich für die Versorgung sind auch Kindergarten- und Schulplätze. Einige Kindergärten sind vorhanden, ein neuer Standort ist in der Brehmstraße 6 geplant. Die nächstgelegene Volksschule ist in der Brehmstraße 9, wo derzeit 12 Klassen geführt werden. Wir haben in der letzten Sitzung der Bezirksvertretung eine Anfrage gestellt, wie es um die weiteren Planungen und Kapazitäten bestellt ist.