Sexismus – noch immer brandaktuell
Sexistische Plakate, Aussagen und Angriffe in der Öffentlichkeit werden verharmlost und tot geschwiegen. Dabei ist Sexismus noch immer ein aktuelles Thema. Wir müssen aufstehen und dagegen kämpfen.
Die aktuellen Vorfälle
Ein Plakat der ÖVP Simmering sorgte in den sozialen Medien für Aufregung. – Zu Recht! Auch die Krone berichtete über die sexistische Aktion am Simmeringer Straßenfest. Unter anderem äußerte sich auch Peter Sixtl, Bezirksrat VP Simmering, mit dem Kommentar “Diese Frau, als Person, beleidigt den Verstand und weckt wirklich keine Phantasien, die in sexuellem Kontext bzw. als sexistisch missverstanden werden könnten!” Aussagen wie jene von Götz Schrage, Bezirksrat der SP Neubau, (Bericht kurier.at) genauso wie diese Aktion der VP Simmering machen uns deutlich, dass wir Sexismus noch immer nicht überwunden haben.
Es ist bedauernswert, dass solche Angriffe letztendlich unter den Teppich gekehrt und tot geschwiegen werden. Manche behaupten sogar, dass sie sich ja “nur gegen eine Person richten”. Das könne angeblich kein Sexismus sein. Es wird vorgelebt, dass es “nur ein
Spaß” sei und harmlos ist. Dabei ist die Problematik tiefgehend und muss thematisiert werden. Sexismus führt zu struktureller Diskriminierung von bestimmten Personengruppen/Frauen. Er betrifft und beeinflusst uns alle. Wir müssen uns damit beschäftigen!
Sexismus ist allgegenwärtig
Beobachtet man sein Umfeld, so fällt auf, dass Sexismus allgegenwärtig ist und keinesfalls nur Individuen betrifft. Jungen Frauen wird noch immer erklärt, “sie können ja eh nicht einparken, da sie das räumliche Vorstellungsvermögen dafür nicht haben”. Schülerinnen werden mit der Anspielung auf ihre Brüste “Fräulein …, ich sehe zwei Probleme auf mich zukommen” zu Stundenwiederholungen an die Tafel geholt. Spitznamen wie “Matratze” oder “Busen” werden von Arbeitskollegen an Frauen vergeben. Im Jahre 2017 werden Frauen noch immer vom Feierabendbier ausgeschlossen mit den Worten “Wir wollen keine Frauen dabei haben, weil wir sonst nicht so frei reden können”.
Sexistische Aussagen und Angriffe haben weitreichende Konsequenzen. Sie sind beispielsweise einer der Hauptgründe, warum Frauen in technischen Berufen schlecht vertreten sind. Ihnen wird von klein auf eine bestimmte Rolle aufgedrückt. Worte sind sehr mächtig. Es bedarf enormer Mühe und Energie unwahre Klischees zu hinterfragen und sich der Meinung der Umgebung zu widersetzen. Wenn also die allgemeine Meinung gilt, dass Mädchen schlechter in Mathematik seien oder dass sie ja nur gute Noten in Mathematik hätten, weil sie dem Lehrer schöne Augen gemacht hätten, dann hinterlässt das einen tiefen Einschnitt. Meistens halten sie sich dann von den mathematiklastigen Berufen fern. Selbiges gilt natürlich auch für Männer, die sich für einen traditionell weiblich dominierten Beruf interessieren. Hinzu kommt, dass Frauen hier auf das rein Körperliche reduziert werden, welches ein Paradebeispiel des Alltagssexismus darstellt.
Wer sich an dieser Stelle jetzt denkt, dass Behauptungen, wie „Männer können nicht zuhören“, „Frauen reden im Durchschnitt mehr als Männer“ oder eben „Frauen sind schlechter in Mathematik“ in irgendeiner Form wissenschaftlich belegt sind, irrt sich. Unterschiedliche Begabungen sind menschlich und hängen keinesfalls mit dem jeweiligen Geschlecht zusammen. Der wichtigste Aspekt bei vermeintlich typisch männlichem oder weiblichem Verhalten ist die Erziehung und das soziale Umfeld. Mit anderen Worten, wir sind alle Menschen und jeder Mensch hat seine eigenen individuellen Begabungen, Bedürfnisse und körperliche Statur. Diese Vielfalt kann und darf nicht als Mittelwerte von Personengruppen dargestellt werden.
Um Gleichberechtigung und Chancengleichheit zu erreichen, müssen wir alle zusammenhalten. Wir dürfen weder Alltagssexismus, noch strukturelle Diskriminierung von Personengruppen einfach so hinnehmen. Erkennen wir so etwas, müssen wir aufstehen und darauf aufmerksam machen. Zivilcourage und Bewusstsein für Sexismus ist gefragt. Nur so werden wir es erreichen, dass wir uns als Gesellschaft weiterentwickeln. Man kann nur hoffen, dass auch diejenigen, die sich lustige Sprüche für Plakate ausdenken, hier einen Anstoß zur Reflexion finden.
Ich möchte diesen Artikel mit der Erwähnung von Kathrine Switzer, die 1967 als erste Frau den Boston-Marathon mit offizieller Startnummer absolvierte, abschließen. Bemerkenswert ist, dass Sportfunktionäre zu dem damaligen Zeitpunkt die Auffassung vertraten, Frauen seien zu einem Marathon körperlich nicht imstande. Ihnen könne „beim Laufen die Gebärmutter herausfallen“. Sie hat den Marathon absolviert und ihre Gebärmutter fiel nicht heraus. So weit mir bekannt ist, ist das auch keiner anderen Frau, die einen Marathon gelaufen ist, passiert. In diesem Sinne: Glaubt nicht alles, was man euch einredet, hinterfragt und reflektiert!