Baufläche statt Grünfläche

Unsere Stellungnahme Zur Verbauung der Grünfläche hinter der Schule Florian-Hedorfer-Strasse

Für die Erweiterung des Schulstandorts Florian-Hedorfer-Straße 20-22 soll im Bereich östlich der Bestandsschule auf der zu Sport- und Erholungszwecken dienenden Grünfläche eine neue Baufläche im Ausmaß von ca. 3250 m2 in der Bauklasse IV (Traufenhöhe 21 m) entstehen.

Wir haben uns die Unterlagen für die Flächenwidmung angesehen und mit Betroffenen gesprochen. Aus folgenden Gründen konnten wir in der Bezirksvertretung keine Zustimmung geben:

  1. Schulraumbedarf: Aus den Antworten auf drei Anfragen, gestellt in der Bezirksvertretung, konnte der Bedarf nicht nachvollziehbar begründet werden.
    ➡️ Es wurde die Frage nach Prognoserechnungen für den Schulraumbedarf in den nächsten 10 Jahren von der zuständigen Stadträtin Emmerling so beantwortet, dass diese nicht zu Verfügung stehen würden.
    ➡️ Auf eine erneute Nachfrage wurde nur allgemein auf die strategische Schulraumplanung und einen diffusen Schulraumbedarf durch die Stadterweiterung Kaiserebersdorf verwiesen, ohne konkrete quantitative Angaben zu machen.
    ➡️ Weiters wurde nicht einmal dargelegt, wie viele der 20 geplanten Klassen für die Volks- bzw. Mittelschule gedacht sind. Die MA56 war bei der Sitzung des Bauausschusses am 05.12.2025 eingeladen, aber nicht anwesend.
  2. Von den 20 geplanten Klassen sollen 12 für Sonder- und Inklusivpädagogik zu Verfügung stehen. Ohne den exakten Bedarf an solchen Klassen für Simmering exakt zu kennen (siehe Punkt 1), ist es offensichtlich, dass hier ein bezirksübergreifender Bedarf gedeckt werden soll.
    ➡️ In einer Antwort der Stadträtin wurde bereits eingeräumt, dass „Sonderschulen mit besonderem Schwerpunkt eine überregionale Versorgungsfunktion über die Bezirksgrenzen hinaus [haben]“.
    ➡️ Es ist daher nicht zwingend, dass diese Erweiterung am Standort Florian-Hedorfer-Straße entstehen muss. Auch Standorte in anderen Bezirken kämen hierfür in Frage.
  3. Prüfung von alternativen Standorten: Es bleibt trotz expliziter Nachfrage (siehe obenstehende Anfragen) unklar, welche alternativen Standorte im Zuge des SEK Kaiserebersdorf geprüft wurden und wie diese im Vergleich abschnitten. Im Sinne eines schonenden Umgangs mit der Ressource Boden wäre auch die Ver- oder Überbauung von bereits versiegelten Flächen wie Parkplätzen oder Gewerbeimmobilien dringend zu empfehlen.
  4. Mobilklassen: Die bestehenden Mobilklassen der Volksschule bekommen im Zubau keine neue Bleibe, obwohl diese „weder den Kriterien einer zeitgemäßen Bildungsinfrastruktur noch einer nachhaltigen Stadtentwicklung entsprechen“. Vielmehr ist deren Auflösung erst im Zuge einer allfälligen Aufstockung des neuen Zubaus (2. Phase) geplant.
    ➡️ Die Benutzer:innen der Mobilklassen müssen daher alle Einschränkungen der Bauphase und eine dauerhafte Einschränkung der Freiflächen erdulden, ohne daraus selbst einen Vorteil für ihre Unterbringung zu gewinnen.
    ➡️ Zusätzlich wäre die gesamte Schule von einer weiteren Baustelle im Zuge einer allfälligen Aufstockung des Zubaus betroffen, was ingesamt wenig durchdacht wird.
  5. Sport- und Freizeitgelände: Die beiden Schulen (Volks- und Mittelschule) beherbergen zur Zeit 32 Klassen mit 740 Schüler:innen. Durch den geplanten Ausbau kommen 20 Klassen dazu.
    ➡️ Die Schüler:innen brauchen Platz für Sport, Freizeit und Erholung, welcher zunächst durch die Baumaßnahmen und anschließend dauerhaft beeinträchtigt ist.
    ➡️ Dass die Freiflächen auch nach dem Ausbau angeblich den Richtlinien entsprechen, ist für die Betroffenen nur ein schwacher Trost. Viele Eltern und ihre Kinder haben sich bewusst wegen des großzügigen Freiflächenangebots für diese Schule entschieden.
    ➡️ Weiters sind negative Auswirkungen auf den Schulbetrieb und das Schulleben zu erwarten. So berichtet die Bezirkszeitung, dass Schulveranstaltungen wie das alljährliche Leichtathletikfest oder das Sommerfest entfallen werden. Ein neuer Durchgang wird direkt durch das bestehende Gebäude der Mittelschule führen, teilweise auch durch den aktuellen Musik- und Konferenzraum der Schule.
  6. Mangelnde Kommunikation: Die Bezirksvertretung und die Öffentlichkeit waren in diesen Planungsprozess nicht eingebunden.
    ➡️ Die betroffenenen Schulen und ihre Angehörigen (Lehrer:innen, Eltern, Schüler:innen) wurden informiert, ihre Bedenken aber nicht ernst genommen.
    ➡️ Es wurden an der Schule innerhalb kurzer Zeit 400 Unterschriften gegen das Projekt gesammelt, was eine starke Meinungsbekundung darstellt.
  7. Verkehrssituation: Die Zunahme an Schüler:innen wird auch zu einem vermehrten Querungsbedürfnis der Florian-Hedorfer-Straße zu den gegenüberliegenden Supermärkten führen.
    ➡️ Ein entsprechender Antrag auf sichere Querungsmöglichkeiten wurden von der Bezirksvertretung im Jahr 2020 mehrheitlich abgelehnt. Die 2024 eingeführte Tempo 30-Zone brachte keine merkbare Entschärfung. Welche Alternativen hier geboten werde sollen, ist daher unklar.
    ➡️ Die Buslinie 73A ist zu Schulbeginn und -ende schon jetzt überlastet. Ein Verkehrskonzept, welches auf den Zuwachs an Schüler:innen reagiert, wurde nicht vorgelegt.

Aus den zuvor genannten Gründen lehnen die Grünen Simmering den vorliegenden Entwurf für den Flächenwidmungsplan ab.

Dass andere Lösungen möglich und realistisch sind, beweist das Projekt „Rivus“ in der Breitenfurter Straße 235 in Liesing. Dort wurde 2020 eine 17-klassige Volksschule auf dem Dach eines darunterliegenden Supermarktes und Parkdecks errichtet. Die vertikale Stapelung der Funktionen – Parken, Einkaufen, Schule – nutzt den Platz effizient aus. Das Projekt „Rivus“ ist en zukunftsweisendes Beispiel der mutigen Stadtplanung und ein Beweis dafür, wie man Gewerbegebiete besser nutzen kann.

Auch in Simmering gibt es unzählige monofunktionale (Gewerbe)Flächen, die sich für eine Mehrfachnutzung anbieten. Angesichts der massiven Flächenverschwendung müssen Gewerbeflächen in Zukunft besser genutzt werden und die Funktionen Wohnen, Bildung, Kultur, Sport etc. integrieren.